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04.24.2015

Das 6. Prinzip: Teil eins

Die einst so fruchtbaren Felder Balmorras waren leer und von schwerem Artilleriebeschuss zerfurcht. Der bloßgelegte Felsboden war nicht nur das Werk des Sith-Imperiums, sondern auch des balmorranischen Widerstands. Die beiden Seiten waren nicht gerade zimperlich mit dem Planeten, um den sie kämpften. Aber die Verzweifelten kennen keine Milde und es waren wirklich verzweifelte Zeiten.

Meisterin Surro blickte aus der relativen Sicherheit ihres behelfsmäßigen Berglagers über das offene Land. Ihr Blick war scharf und sie nahm selbst die kleinste Bewegung des verkohlten Grases in der Nachmittagsbrise wahr. Die Luft war trocken und warm. Ein Hauch von Schweiß benetzte Surros Haut unter ihrer schweren Rüstung.

Drei Jedi warteten mit Surro auf dem Aussichtspunkt. Der große, breitschultrige war Garault, ihr stellvertretender Kommandant. Eine Narbe verlief über sein Kinn – ein Geschenk der Imperialen. Landai, eine Mirialanerin, ging mit verschränkten Armen hinter ihnen auf und ab. Ihre kurzen roten Haare klebten durch die Hitze an ihrer Stirn. Etwas weiter hinten saß schweigend und mit geschlossenen Augen der Twi'lek Onok und meditierte. Alle vier hatten ihre traditionelle Kleidung gegen schwere Kampfausrüstung eingetauscht.

"Irgendwas Neues?", fragte Garault.

Surro schüttelte den Kopf. "Er sollte schon wieder hier sein."

"Gebt ihm noch eine Stunde." Garault versuchte, beruhigend zu klingen.

"Danak verspätet sich nie."

"Sie hat Recht", stimmte Landai zu. "Wir haben schon zu lange gewartet."

Garault biss die Zähne zusammen. Nachdem Großmarschall Cheketta die balmorranische Waffenfabrik nicht beschützen konnte, versuchte die Republik, das Problem möglichst zu ignorieren, um nicht den Zorn des Imperiums auf sich zu ziehen. Während Politiker und Generäle über die öffentliche Meinung auf Coruscant diskutierten, nutzte Darth Lachris ihre anscheinend unbegrenzten Waffenvorräte mit voller Macht aus, um ihren Griff zu stärken und dem Widerstand die Luft abzuschnüren. Das Team von Meisterin Surro war die Antwort des Ordens. Seine Mission: Zeit gewinnen, bis der Senat sich zusammenreißt. Nicht mal der Oberste Kanzler wusste, dass sie hier waren. Und das musste auch so bleiben. Wenn Danak gefangen genommen und als Jedi enttarnt werden würde, stünde die komplette Operation auf dem Spiel.

"Wir brauchen seine Informationen zur balmorranischen Waffenfabrik", sagte Garault schließlich.

"Wenn er nicht gefangen genommen oder getötet worden ist, bevor er sie finden konnte", gab Landai zu bedenken.

"Die Informationen sind wertvoll genug, dass wir uns die Situation ansehen sollten." Garaults Stimme war angespannt und entsprach gar nicht seiner sonst so gelassenen Art.

Landai bemerkte seinen Ton und zuckte mit den Schultern. "Es ist riskant."

Garault wandte sich an Surro. "Ich werde ihn nicht im Stich lassen."

"Es gibt keine Überlegungen, nur Pflicht", antwortete Surro und legte ihre Hand fest auf Garaults Schulter. Seine Augen flackerten und die Luft schwand aus seinen Lungen, als hätten die Worte ihn wie ein Schlag auf die Brust getroffen. "Denkt an die Mission."

Garault senkte seinen Blick und nickte.

"Wie lautet der Plan?", fragte Onok, während er seine Ausrüstung vom Staub befreite.

Meisterin Surro wandte sich wieder dem verbrannten Feld zu. Der Himmel war rosa. Die Nacht würde bald über sie hereinbrechen. Sie biss die Zähne zusammen und bereitete sich auf das vor, was kommen würde.

***
Die Imperialen errichteten am Rand der balmorranischen Waffenfabrik ständig neue Lager und verließen sie wieder. Diese Strategie sollte den Widerstand verwirren, doch Surro war aufgefallen, dass die Wachzeiten in allen Außenposten immer gleich blieben. Ihre strikten, regulierten Zeitabläufe waren zwar effektiv, doch sie stellten auch einen Schwachpunkt dar. Jeder mit einer einfachen Beobachtungsgabe konnte herausfinden, wann sich die Wachen ablösten und wer zu welcher Zeit Dienst hatte. Nachdem sie die Imperialen über Monate beobachtet hatte, konnte Surro den Wachplan selbst im Schlaf rezitieren und wusste genau, wann die unzuverlässigsten Soldaten auf dem Posten waren.

Sie tarnten sich im Dunkel der Nacht und erkundeten vier Außenposten, bevor sie Danak fanden. Flach auf dem Boden liegend beobachteten sie von einem Vorsprung in der Nähe aus, wie der geschundene und blutende Danak ins Zentrum des Lagers gezogen wurde.

"Ob sie es wohl wissen?", fragte Landai.

"Wenn sie ihn für einen Jedi hielten, hätten sie ihn vollständig gefesselt", flüsterte Surro und schob eine einzelne Locke von ihrer Stirn. Die Hitze war selbst mitten in der Nacht kaum zu ertragen.

"Er hat sich nicht gewehrt." Garault runzelte die Augenbrauen. "Er wollte seine Tarnung nicht auffliegen lassen."

Surro erkannte den imperialen Offizier, der Danak "eskortierte", von früheren Aufklärungsmissionen. Captain Bowenn war ein fieser Mistkerl. Er hatte mehr Freude daran, anderen Schmerzen zuzufügen, als jeder Sith, den sie getroffen hatte. Eine kleine Gruppe von Soldaten kam zusammen und jubelte, als Bowenn Danak in die Zähne trat.

"Sie werden ihn hinrichten", stellte Onok fest.

Surro konnte spüren, wie die angespannte Stille ihren Hals zuschnürte. Sie leckte sich über die rissigen Lippen und schmeckte den salzigen Schweiß. Die Entscheidung lag bei ihr. Es gibt keine Überlegungen, nur Pflicht.

"Wenn wir angreifen und das Lager zerstören, erfährt es Darth Lachris auf jeden Fall und wir verraten die Pläne der Republik." Ihre Stimme war völlig emotionslos, doch es fiel ihr schwer, diese Worte zu sagen.

"Wir lassen ihn also einfach im Stich?", fragte Garault und konnte seine Stimme nur schwer dämpfen.

"Er kannte das Risiko." Sie blickte ihn an.

"Es gibt keine Überlegungen, nur Pflicht ..." Garault atmete schwer. "Was ist mit unserem Trupp?"

"Unsere Pflicht liegt beim Orden. Verwechselt das niemals mit Euren Gefühlen Danak gegenüber." Es war nicht als Drohung gemeint, sondern vielmehr als Erinnerung von einer guten Freundin. "Die Mission hat oberste Priorität. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe ..."

Ein lautes Krachen, auf das ein weiteres folgte, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Lager. Bowenn schlug mit dem Kolben seines Blasters auf Danaks Gesicht ein. Garault zog in einem tiefen Zug zischend die warme Luft ein. Seine Pupillen verengten sich. Bowenn schlich wie ein hungriger Nexu um Danaks zusammengesackten Körper. Dem Mann lief bei dem Gedanken, ihn gleich umbringen zu können, förmlich das Wasser im Mund zusammen. Garault ging auf die Knie, bereit, jeden Moment anzugreifen, doch Surros fester Griff hielt ihn zurück.

Bowenn hob seinen Blaster und hielt ihn an Danaks Schläfe. "Ruhm dem Imperium!", dann drückte er ab. Die Soldaten brüllten vor Genugtuung, als Danaks Körper zu Boden ging.

Garault war so still wie Danaks leblose Leiche. Seine Augen glänzten, sein Blick ging in die Leere. Surro nahm ihre Hand von Garaults Arm, da sie befürchtete, dass selbst der geringste Körperkontakt dazu führen konnte, dass ihr Freund die Beherrschung verlor. Landai fluchte leise und blickte weg. Onok spitzte den Mund, sagte aber nichts.

"Es gibt keinen Tod, nur die Macht", flüsterte Surro.

Bowenn wies drei Soldaten an, zu ihm zu kommen. "Macht diese Schweinerei weg", befahl er und versetzte der Leiche einen letzten Fußtritt. "Und gebt Ivo sein Geld. Ich hab ihm gesagt, dass er seinen Finderlohn erst bekommt, wenn der Auftrag erledigt ist."

"Ivo ..." Surro forschte in ihrem Gedächtnis nach dem Namen, fand aber nichts. "Habt Ihr den Namen schon mal gehört?"

Onok und Landai schüttelten den Kopf. Garault bewegte sich nicht.

Die drei Soldaten salutierten, bevor sie Danak an seinen Armen und Beinen packten.

"Wir folgen diesem da", sagte Surro und zeigte auf den dritten Soldaten. "Ich muss wissen, wer dieser Ivo ist."

"Wir schulden ihm auch noch einen ganz besonderen Finderlohn ...", fügte Landai hinzu.

***

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